Diese Figur basiert auf dem Handwerksberuf des Gerbers. Jahrhundertelang spielte das Gerber-handwerk in Rottenburg eine bedeutende Rolle. Es zählte zu den ältesten, mitgliederstärksten und wohlhabendsten Handwerkszünften in der Stadt.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Gerbers in Rottenburg datiert aus dem Jahr 1347. Bereits 1394 gab es schon ein Dutzend Ledergärwer".In der Mehrzahl wird es sich um Rotgerber gehandelt haben. Sie verarbeiteten die großen, schweren Häute von Ochsen, Kühen u.Ä.. Zur Arbeit im Wasser, die viel körperliche Kraft und Gesund- heit verlangte, wurden langschäftige Wasserstiefel und rotbraune Lederschürzen getragen.
Redensarten wie "Dem sind die Felle davongeschwommen" oder "Man schimpft den Gerber nicht, wenn man ihn schäbig heißt" oder "Das hat seinen Pfeffer gekostet" oder auch "Schwätz koin Lohkäs" basieren auf der Tätigkeit oder dem Brauchtum der Gerber. Hans Sachs dichtete im 16. Jahrhundert bereits über die Lederer und Rotgerber: |
 | | | Die Heuwt die henck ich in den Bach, werff sie in den Escher darnach,
dergleich die Kalbfel auch also, Darnach wirff ich sie in die Loh,
da sie ir ruh ein zeit erlangn, Darnach henck ichs auff an die Stangn,
wüsch darnach ab mit eim Harwusch, und habs feyl auff dem Ledertisch. | (Die Häut, die häng ich in den Bach) (werf in den Äscher sie danach)
(desgleich die Kalbfell auch also) (hernach werf ich sie in die Loh)
(wo sie ihr Ruh ein Zeit erlangen) (danach häng ich sie auf die Stangen)
(streif sie dann ab mit einem Haarwisch) (und halt sie feil dann auf dem Ledertisch) | (aus "Beschreibung aller Stände" Frankfurt 1568: Text Hans Sachs) |
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| Die Häuser und Werkstä¤tten befanden sich ächlich am kleinen Mühlkanal (Mühlgraben), der auch die Bezeichnung "Gerberbach" führte, und im Unterwässer. Das heute noch bekannteste Gerberhaus befindet sich im Mühlgraben 5 (Nähe derheutigen Zehntscheuer). Eine besondere Tä¤tigkeit der Gerber war das sogenannte "Lohkäs-Träpple". Dabei galt es, die verbrauchte Eichenrinde, die sogenannte "Lohe", in Blechformen mit Holzschuhen festzustampfen. Dies war üblicherweise die Arbeit der Gerberlehrlinge, die sich aber gerne darin von Nachbarsbuben ablösen ließen. (vgl. Rottenburger Post vom 29.10.1955, vgl. Oberamtsbeschreibung I/146). Vor den Gerberwerkstätten standen lange Lattengestelle, auf denen die Lohkässcheiben getrocknet wurden, damit sie dann in der Werkstatt verfeuert oder an die Metzger zum Räuchern abgegeben werden konnten. |
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