Die Tugenden einer adeligen Dame, nämlich Großmut und Güte, setzte sie geschickt ein.Sie selbst besaß eine sorgfältige Ausbildung, konnte reiten, Schach spielen, singen, tanzen, lesen und schreiben. Hauptsächlich sorgte sie aber für eine zahlreiche Nachkommenschaft, die den Plänen ihres Gatten Rudolf erst einen Sinn verliehen. Elf Kinder, davon fünf Söhne und sechs Töchter, die von Schiller in seiner Ballade "Der Graf von Habsburg" besungen wurden, sicherte den Fortbestand der Familie. Die sechs Töchter gaben verschiedenen Thronen Europas Herrscherinnen und vielen Fürstenhäusern Landesmütter im schönsten Sinne des Wortes. Das Jahr 1273 brachte für Gräfin Gertrud die einschneidendste Änderung ihres Lebens. Nach über zwei Jahrzehnten als Gräfin von Habsburg wurde sie an der Seite ihres Mannes, des nunmehrigen Königs Rudolf I. am 24.10.1273 in der Pfalzkirche zu Aachen zur Königin gekrönt. Sie trug von nun an den Namen: Königin Anna von Habsburg! Der erste, der ihr und dem König huldigte, war Graf Albert II. von Hohenberg. Nach ihrer Krönung nahm sie ihren Wohnsitz auf der Burg zu Rheinfelden in den Nähe von Basel. Ihr Gemahl hielt sich am 3.4. und 29.12. des Jahres 1274, ebenso am 14.1.1275 bei seinem Schwager Albert II. in Rottenburg auf, wobei ihn wahrscheinlich auch die Königin in ihre Heimat begleitet hatte. Im Mai 1277 zog Königin Anna mit dem Kindern und großem Gefolge nach Wien. Sie nahm es in Kauf, in Wien in einer Burg zu wohnen, die noch im Bau stand. Dort brachte sie 1280 ihr letztes Kind zur Welt, das kurz nach der Geburt verstarb. Sie erholte sich von der Geburt nie mehr richtig und erkrankte im Februar 1281 so schwer, daß sie - noch nicht fünfzigjährig - am 16.2.1281 ebenfalls starb. Ihr letzter Wille war, im Münster zu Basel begraben zu werden. Ihr Leichnam wurde, gezogen von 40 Pferden in Begleitung von vier Mönchen, drei Wagen mit Frauen und etwa 400 Männern, nach Basel überführt. Doch es sollte nicht ihre letzte Ruhestätte sein. Im Dezember 1770 wurden die sterblichen Überreste der Königin zusammen mit denen von 13 weiteren Habsburgern nach St. Blasien im Schwarzwald überführt, von dort 1805 nach Spital in Oberösterreich und 1918 in die Benediktinerkirche zu St. Paul in Kärnten. Während der Bruder der Königin, Graf Albert II. von Hohenberg, als Minnesänger bekannt war, wurde sie selbst, die "Blume von Hohenberg", in den Schriften ihrer Zeit als "Minnerin" d. h. Liebhaberin aller guten göttlichen Dinge genannt. Sie erfüllte in den Augen der Zeitgenossen und der Familie ihre Pflichten vorbildlich und genoß hohes Ansehen. |